
Dankbarkeit und trotzdem nicht ganz zufrieden
Seit dem 16. März 2020 ist die Kita geschlossen. Zunächst war dies bis zum 19. April geplant. Heute ist der 25. Mai. Seit 10 Wochen sind Kita und Schulkinder zu Hause. Die Probleme die damit eingehen, sind vielmals besprochen. Kinder haben leider keine Lobby. Mit ihnen verdient man in erster Linie erst einmal kein Geld. Frauen, die noch immer zumeist für die Betreuung zuständig sind, auch nicht. Gut, dass ist jetzt alles ziemlich bekannt. (Ich danke Joko und Klaas für ihren Einsatz für die Frauen!) Genau so, wie das Home mit Kinderbetreuung kein Office sein kann, aber muss. Die Leittragenden davon? Die Kinder! Alles wird geöffnet, nur die Kinder müssen zu Hause bleiben. Doch dann kommt die Info Kitas öffnen. Endlich! Warum? Nicht, dass die Belange der Kinder und ihre Rechte mal ernst genommen würden, nein. Im übrigen von der Schule noch keine weiteren Maßnahmen. Mit der Digitalisierung in Schulen im Jahre 2020 reicht einmal in der Woche Schule nicht wirklich.
So dann mal zur Überschrift zurück: Dankbarkeit und doch nicht ganz zufrieden. Ich bin dankbar für meine Familie, die noch gesund ist und die mit viel Köpfchen vorsichtig mit der Situation umgegangen ist. Dankbar für meine FreundInnen, mit denen der Kontakt ganz unterschiedlich nicht abgebrochen ist. Für viele gute Gespräche, vorsichtige erste Kontakte und Unterstützungen gegenseitig um die Situation so gut wie möglich überstehen zu können. Kleine Aufmerksamkeiten vor der Türe, Anrufe und Leckereien. Dankbarkeit für die Anteilnahme und das mal auskotzen dürfen.
Nicht zufrieden bin ich, da man durch seine eigenen Bedürfnisse immer mit denen Anderer aneckt. Wer recht hat? JEDER! Es kennt sich jeder Mensch mit sich, seinem Beruf und seinen Bedürfnissen am besten aus. Noch nie hat dies aus meiner Sicht so zu Diskussionen geführt wie jetzt. Wenn man jemanden unterstützt, schließt man jemanden anderen damit aus. Ist man empathisch gegenüber einer Berufsgruppe, die endlich wieder arbeiten darf, fühlt sich damit ein anderer ausgegrenzt. So wie der Start der Bundesliga die Menschheit spaltet.
Als Erzieherin und Mutter schlagen auch in mir zwei Herzen. Endlich Kita für alle Kinder vs. unter diesen Bedingungen schlecht durchzuführen. Die Angst, mit weniger Personal mehr schaffen zu müssen. Diese Gedanken sind für andere Eltern ein Schlag ins Gesicht, das ist mir klar. Trotzdem muss ich sie denken, weil ich, ich bin. Damit angenommen zu werden, noch ein Punkt dankbar sein zu dürfen. Von Eltern die nicht in der Kita arbeiten. Pädagogen kenne ich schon viele. Wie mein Mann sagt, sie treten immer im Clan auf ;-).
Dankbar bin ich besonders für jede Minute mit meiner Kleinfamilie, die ich unter diesen Bedingungen noch einmal neu kennen gelernt habe. So viel Zeit miteinander verbringen zu können und das Leben stehen zu lassen. Viele Stunden in der Natur und dem tollen Wetter. Wahrscheinlich wäre es mit schlechtem Wetter viel schlechter auszuhalten gewesen. Aber es ist seit Anfang März oder Ende Februar nie wirklich schlecht gewesen. Gut, zu trocken, wir können wieder Einschränkungen machen.
Wie schon angeklungen, ein besonderer Dank gilt an meine Familie, an meine Freunde! Ich bin sehr froh darüber, dass es euch gibt! Auch an alte und neue Bekannte, auch davon gibt es welche, die in dieser Zeit eine Bereicherung waren.
Ich hoffe, es bleibt etwas positives übrig. Mehr Zeit zu haben, füreinander da zu sein und sich gegenseitig zu stützen. Ich bin gespannt, was die Zukunft bringt. Ich möchte in einiger Zeit genau darüber noch einmal nachdenken und reflektieren.
Bei aller Kritik und Überlegungen bleibt der Wunsch nach Gesundheit, macht es gut!