Attachment Parenting

Attachment Parenting

18. August 2016 0 Von sabrina

Ein Begriff, der mir seitdem ich Mutter bin über den Weg gelaufen ist: Attachment Parenting.

Es handelt sich dabei um eine Bindungsorientierte und Bedürfnissorientierte Erziehung. Entwickelt wurde es von einem amerikanischem Kinderarzt, William Sears. Er schreibt von den 7 Baby-Bs:

  • Aufnahme des Körper- und Augenkontakts zwischen Mutter und Kind sofort nach der Geburt („Bonding“)
  • bedarfsorientiertes Stillen, statt Flaschenernährung („Breastfeeding“)
  • möglichst häufiges Tragen des Kindes („Babywearing“)
  • gemeinsames Schlafen („Co-Sleeping“)
  • Beachtung der Signale des Kindes, um jedem Schreien zuvorzukommen
  • Verzicht auf Schlaftraining
  • Balance der Bedürfnisse von Kind und Mutter
(https://de.wikipedia.org/wiki/Attachment_Parenting#Die_optimale_kindliche_Entwicklung)

Es unterstützt eine gesunde Bindung, die Mary Ainsworth in ihrer Forschungsarbeit herausgearbeitet hat. Bei ihr geht es um die Beobachtung, dass Kinder eine sichere und gesunde Bindungen mit der Bezugsperson eingehen, die sich Feinfühlung verhalten. Diese Feinfühligkeit zeichnet sich so aus:

Worum geht es? Was bedeutet das konkret?
1. Wahrnehmung des Verhaltens des Kindes Die Bezugsperson ist geistig und körperlich aufmerksam, nimmt Äußerungen des Kindes wahr, auch Mimik- und Verhaltensänderungen.
2. richtige Interpretation der Äußerungen Die Bezugsperson erkennt die Bedürfnislage des Kindes unbeeinflusst von ihren eigenen Empfindlichkeiten
3. sofortige, prompte Reaktion Die Bezugsperson zeigt dem Kind damit die Wirksamkeit seines Verhaltens.
4. angemessene Reaktion Die Bezugsperson reagiert

  • dem Alter des Kindes angemessen
  • im richtigen Modus: Eingehen auf das Bindungsverhalten bei Angst (z. B. beruhigen, in den Arm nehmen), Anregung für das Explorationsverhalten bei Langeweile (z. B. Rassel schütteln, Ball werfen).
(https://de.wikipedia.org/wiki/Feinfühligkeit)

Vieles habe ich, oder haben wir, aus dem Bauchgefühl genau so gemacht. Es ist einfach schön zu lesen, das man es richtig macht. Wenn man ein Konzept liest und sich selbst darin wiederfindet, ohne davon zuvor gehört zu haben. Die Bindungsforschung habe ich Berufsbedingt verfolgt und studiert und würde sagen, dass ich darüber Bescheid weiß. Jetzt bin ich also doch noch schlauer geworden. Und ich habe das Bedürfnis diese Erkenntnis weiter zu geben.

Es geht nicht darum, das Kind so angepasst zu bekommen, dass es weniger weint oder sich ablegen lässt. Es geht um die Bedürfnisse des kleinen Wesens. Unser Schnullerliebling hat Phasen in denen er mehr weint, als an anderen Tagen, es gibt Phasen in denen er gefühlt nur herum getragen werden möchte. Zur Zeit bekommt er seinen ersten Zahn und braucht mehr Zuwendung als in den Tagen zuvor. Auch wenn ich manchmal denke, es wäre so schön ihn einmal ablegen zu können, ist mein zweiter Gedanke, dass er es ja nicht macht um mich von anderen Dingen abzuhalten. Nein er braucht mich und ich bin für ihn da. Stimmen aus meinem Umfeld sagen manchmal: ich würde ihn verwöhnen, oder „denkst du nicht, er muss so langsam mal lernen, dass du ihn nicht immer rumtragen kannst“? Ich antworte mal ausführlich mal weniger ausfürlich, gearde wie viel Sinn es macht, nach meiner Meinung. Einen klareren Vorteil sehe ich gegenüber manch anderen Babys: wenn der kleine Mann dann bei uns auf dem Arm ist, beruhigt er sich auch schnell wieder wenn er schon weint, oder wir können dem Weinen auch schon zuvor kommen, man merkt es ihm an. Wir brauchen nicht stundenlang hüpfender Weise durch die Wohnung laufen. Er mag nicht von Arm zu Arm gereicht werden. Das haben wir von Anfang an vermieden. Er musste viel verarbeiten, wenn wir diesem Vorsatz mal nicht eingehalten haben und dann war das Geschrei mehr wenn wir zu Hause waren. Er mag es bei den Personen zu sein zu denen er eine Bindung aufgebaut hat und dies respektieren wir. Mit dieser sicheren Bindung wird er später lernen auch Kontakt zu „fremden“ Menschen auf zu nehmen.

Unser Schnullerliebling ist nun sechs Monate und ja, ich stille immer noch! Warum sollte ich das aufhören? Er isst Brei und bekommt so zwei Mahlzeiten ersetzt. Er bekommt auch zwischendrinn mal eine Flasche, aber es ist doch gut für ihn und mich. Es unterstützt die eben beschriebene Bindung, ist für sein Immunsystem sehr gut und verringert das Brustkrebsrisiko für mich. Es gibt noch weitere Vorteile, doch ich erwähne nur die Wichtigsten. Aber bitte, wie bei allem soll dies jeder entscheiden. Doch mir fällt auf, dass man als „noch“ stillende Mutter genauso komisch angeschaut wird, wie die, die nach der Geburt direkt die Flasche geben. Beides hat seine Gründe und ich finde es schade, dass man es begründen muss. Oder eben von „Mitmüttern“ komisch angeschaut wird.

Das Thema schlafen war für uns bis zur Geburt und darüber hinaus ein Buch mit sieben Siegeln. Wir hatten ein Beistellbett und wollten der Empfehlung folgen, das Kind 12 Monate bei uns schlafen zu lassen. Machen wir auch. Ich hatte keine Vorstellung wie es sein wird und auch in Zukunft wird es vielleicht auch noch anders werden. Ich kann noch nicht sagen, ob wir ein Familienbett haben werden. Was ich weiß, dass wir schauen werden was wir alle für Bedürfnisse haben. Aber ein Schlafprogramm kommt für mich nicht in Frage, das steht schon einmal fest. Schlaf soll etwas positives sein und soll nicht eingeführt werden, mit dem Gefühl, Mama und Papa kommen nicht, wenn ich weine.

Ein spannendes Thema welches ich bestimmt mit neuen Erfahrungen bearbeiten werde.

Eure Sabrina